Unterricht

Nun nach mittlerweile Zwei Wochen vor Ort setzte ich mich hin um den zweiten Teil meines Reiseberichts zu verfassen. Es ist Wahnsinn wie die Zeit hier fliegt. Unter der Woche besucht man den Unterricht und Arbeitet mit den Lehrern, am Wochenende, volles Programm. An den Nachmittagen erledigt man das nötigste: Einkaufen, Kontakt zur Heimat halten (die einem mit der Zeit doch abgeht), ein wenig Sport treiben. Und ehe man sich versieht ist der Tag gelaufen. Zwischen 17 und 18 Uhr geht die Sonne unter und das Leben in Mittelamerika erlischt ungewohnt abrupt. In der Dunkelheit ist es nicht mehr ratsam unterwegs zu sein. Man lässt den Tag beim Abendessen ausklingen. Wie gesagt, die Tage fliegen.

Was ist mir seit dem Letzten Bericht widerfahren? Eine ganze Menge. Beginnen wir beim alltäglichen Unterricht der Basico. Wie vorab schon vermutet, erweist sich der erteilte Unterricht als „nicht mit deutschen Maßstäben messbar“. Der Mathematikunterricht ist in der Sache gut und fachlich wertvoll arrangiert, lässt aber jeden inneren Zusammenhang vermissen und nimmt niemals Bezug auf eventuelle Alltagsanwendungen. Die mäßig ausgebildeten Lehrer erarbeiten sich den Stoff selbst aus Büchern und geben ihn dann an die Schüler weiter. Unterrichtsreihen oder Themengebiete die gruppiert würden, werden nicht offenbar. Gibt man ergänzende Tipps, die zum gesehenen Unterricht gut passen würden, kommt es oft vor, dass der betreffende Lehrer hilfesuchend ein Buch hervorkramt und nach Anbindung des Angebotenem zum selbst erarbeiteten sucht.

Der Physikunterricht ist faktisch nicht vorhanden. Themen im Unterricht sind der „Satz des Pythagoras“ oder „Addition von Vektoren“ oder gar „Umformen von Thermen“. Diese Themen sehen die Lehrer als Vorbereitung auf die Physik. Aber wann soll diese folgen, da sich die Schullaufbahn doch im höchstmöglichen Schulabschluss ergießt? Der Name des Faches: „Fisica fundamental“. Resultat der Schulbildung: Auf dem später noch beschriebenen Schulfest „grillt“ ein Schüler den Verstärker indem er ihn an eine 220V-Dose anschließt, obwohl das Gerät nur mittelamerika-typische 110V verträgt (Steckdose wie Gerät waren groß beschriftet). Wenn ein Hauch von Physik durch den so betitelten Unterricht weht, dann meist nicht sonderlich geistreich in die Mathematik eingebettet. So soll ein Schüler des 7. Schuljahrs wissen wer die Relativitätstheorie begründet hat (31/32 Schülern schreiben Albert Einstein falsch) ohne überhaupt zu wissen was bitte die Relativitätstheorie ist, was sie in ihrer schullaufbahn wohl auch nicht mehr erfahren werden. Ein Lehrer stellte im Zuge des Umrechnens von Einheiten (was er didaktisch so toll einführte, dass ich mir das für die Zukunft merken werde) die Aufgabe Meilen/Kilometer in Meter/Yard umzurechnen. Die Tatsache das Meilen/Kilometer keinen Sinn macht war ihm nicht wirklich einleuchtend, da Meter/Sekunde scheinbar dem deutschen Unterrichtsgast genehm war. Auf die Aussage, dass man dazu keine Vorgang/Experiment finden könne, dass diese Einheit enthielte entgegnete er „physik habe doch nichts mit Experimenten zu tun“. Oha.

Es ist mir gelungen, davon zu überzeugen, dass es wichtiger ist den Schülern ein grundlegendes Verständnis von den Naturgesetzen zu vermitteln, denn sie perfekt mathematisch auf ein Physikstudium vorzubereiten. Aus diesem Grunde werde ich nun mit den Lehrern einen neuen Lehrplan für das Fach Physik erarbeiten. Im folgenden werde ich drei Aktivitäten in dieser Zeit seperat beschreiben.

Gruß Marvin