Am Sonntag nach dem Geburtstag gilt es aufzubrechen. Zum geplanten Schulausflug mit der Abschlussklasse. Ziel: Der aktive Vulkan Pacaya. Er gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt und liegt nahe Guatemala-Stadt. Mit dabei: Ein Großteil der Abschlussklasse Bachlorato (9 Schüler), einer der von mir drangsalierten Lehrer und sechs deutsche (Marianne, Sarah, Cora, Lisa, Katrin und ich). Der Plan: 2 Stunden Aufstieg mit Guide, Übernachtung auf dem Plateau unterhalb des Gipfels, Aufstieg in den Morgenstunden zum Gipfel. Proviant und Schlafsack bereit. Kann losgehen.

Der Aufstieg erwies sich als kurz, jedoch nicht unanstrengend (ca. 800 Höhenmeter). Hier eine kurze Kritik an der Anstandserziehung guatematekischer junger Männer. Die männlichen Schüler hatten sich schon am Fuß des Berges ein Pferd gemietet um ihr Gepäck transportieren zu lassen. Die Mädchen konnten die 100Q (12 Euro) nicht aufbringen und hätten ihr Gepäck ohne deutsches Sponsoring schleppen müssen. Oben angekommen, wurden Vorkehrungen für die Nacht getroffen. Der Platz zum Übernachten war ein Plateau, 100m unterhalb des rauchenden Gipfels. Es gab einige überdachte Bänke und zwei Klohäuschen mit Donnerbalken. Eines davon wohl seit Jahren stillgelegt. Als problematisch erwies sich, das uns drei Straßenhunde auf den Vulkan begleitet hatten, die an absolut allem ihr Bein hoben, was sich nicht wehrte. Schlafen erschien zum einen unsicher aufgrund der Hunde, zum anderen war das gesamte Plateau bestehend aus größeren Steinklötzen, sie wenig zum darauf-liegen einluden. Zur Erheiterung aller Anderen fanden drei der Deutschen eine kreative Lösung für beide Probleme. Das stillgelegte Klohäuschen war soliede gemauert und hatte in 2m Höhe eine Ebene Betonplatte als Dach. Gesagt, getan, rauf auf Scheißhäuschen, Schlafplatz des Tages gesichert.

Der Abend am Lagerfeuer mit den Schülern erwies sich als ungemein lustig. Die Nacht selbst war saukalt (immerhin schlief man auf 1900 Metern über NN ohen Zelt). Zudem erwies es sich als Herausforderung mit drei Personen sicher auf einem 2.20m breiten und 2m hohen, schrägen Klohäuschen zu schlafen. Ablenkung verschaffte der Nachthimmel, den ich mir als Europäer nicht mal im Ansatz so hätte ausmalen können. Es ist als befinde man sich in einem Dokumentarfilm, der Teleskopaufnahmen zeigt.

Der Nächste Tag sollte die schlaflose Nacht entlohnen. Im Sonnenaufgang begann der Aufstieg zum Gipfel, durch eine Landschaft in der man ohne weiteres die Schlusssequenzen des „Herrn der Ringe“ hätte drehen können. Geröll, kein Leben, ein dampfender Berg (dessen Lava leider seit 2007 nicht mehr ins Tal hinabfließt) und immer wieder Wolken die um einen herumziehen, so nah, das man sie anfassen möchte. Auf dem Gipfel, quasi auf Wolkenniveau entstanden (wie auch schon am Vortag vor der malerischen Kulisse des Tals) tolle Kameraaufnahmen.

Nach eineinhalb Stunden Abstieg mal wieder ein guatemalatypisches Problem. Der für die Rückfahrt bestellte Bus reicht nur für die Schüler samt Lehrer. Den sechs Deutschen stand eine Stundenlange Heimreise mit den schon beschriebenen Nahverkehrsbussen (auch Hühnerbusse genannt, nach den nicht seltenen Mit-Fahrgästen) bevor. Auf dem Weg hinab vom Beginn des Wanderpfads zu den busbefahrenen Straßen hielt Katrin aus reiner Faulheit einfach mal einen Schwarzen Pick-Up (mit denen hatten wir ja schon Erfahrung) mit verdunkelten Scheiben an um zu fragen ob er uns bis zur Hauptstraße mitnehmen könne. Die Männer im Inneren bejahten und so führen wir, recht rasant, die Serpentinen zur Hauptstraße hinab. Dort angekommen fragte der Fahrer wo wir eigentlich hinwollten. „San Juan Sacatepequez“. Der Mann lacht verständlicherweise, da das in etwa noch 1,5 Stunden Autofahrt gewesen wären. Er bot uns jedoch an mit ihm bis nach Guatemala-Stadt zu fahren, da von dort an Busse direkt zu unserem Ziel führen. Wir waren ganz angetan, da Pick-Up-fahren um einiges spaßiger und spannender war als Busfahren. Und so fuhren wir mit gesehenen 100km/h über den Highway Richtung Hauptstadt, wo unser Fahrer uns exakt an der Stelle herausließ, von wo an die Busse Nach San Juan fahren. Dies bedeutete für ihn sogar einen kleinen Umweg. Was wollte er dafür? Nichts. Gelebte Gastfreundschaft. Wir bedankten uns dennoch mit einem Betrag, der für ein Bier für jeden der Männer reichen würde.

Gruß Marvin